Nach Angaben des Bundesverbands „Schule Energie Bildung“ geben die 40.000 Schulen in Deutschland jährlich rund zwei Milliarden Euro für Wärme und elektrischen Strom aus. Davon werden aber 100 bis 200 Millionen Euro nutzlos verschwendet. Erfahrungen zeigen, dass durch energiesparendes Verhalten an Schulen mindestens zehn Prozent der Energie eingespart werden können. Damit können bundesweit pro Jahr mehr als eine Million Tonnen CO2- Emissionen vermieden werden.
Aber wie erkennt man, was energiesparendes Verhalten ist? Um dies zu erlernen wurde das Projekt Fifty/Fifty ins Leben gerufen. Der grundsätzliche Ansatz von Fifty/Fifty ist, dass es in Schulen eine oder mehrere „Projektklassen“ gibt, die im Rahmen eines Projektes die Einsparmöglichkeiten alleine durch Verhaltensmaßnahmen in einer Schule ermitteln. Die eingesparten Kosten werden dann geteilt, und 50% der eingesparten Energiekosten bekommt die Schule ausgezahlt, und diese kann dann damit machen, was sie will.
Im Rahmen dieses Projektes lernen die Schüler,
- wo wieviel Energie verbraucht wird,
- wie man alleine durch Verhaltensmaßnahmen diesen Verbrauch teilweise deutlich reduzieren kann,
- grundsätzliches über den Klimawandel, dessen Folgen und den Klimaschutz.
Das tolle an Fifty/Fifty ist, dass die Schüler nicht nur die Grundzüge des Klimawandels und des Klimaschutzes vermittelt bekommen, sondern dass sie auch selber erfahren, dass Klimaschutz nicht weh tut, und dass dieser sich richtig lohnen kann.
Die Idee hatte ein Berliner Lehrer von über 20 Jahren. Jörg Eschner vom Askanischen Gymnasium. In Berlin glaubte allerdings niemand so recht daran, dass dies erfolgreich sein könnte und somit waren es die Hamburger, die das 50/50 Projekt erstmal durchführten. Dort auch mit sehr großen Erfolg und unter Beteiligung nahezu aller Schulen.
In Berlin hat das Projekt in Treptow-Köpenick, Mitte und Charlottenburg-Wilmersdorf stattgefunden. Ein weiteres Projekt gab es in Friedrichshain-Kreuzberg. Aktuell laufen noch Projekte in Pankow, Reinickendorf und Steglitz-Zehlendorf. Alle anderen Bezirke führen momentan keine Energiesparprojekte durch, obwohl es eine Bundesförderung dafür gibt. Es gibt allerdings einzelne Schulen, die Energiesparprojekt in Eigenregie durchführen.
Das Unabhängige Institut für Umweltfragen e. V. (UFU) begleitet seit 15 Jahren erfolgreich im Rahmen von Fifty/Fifty Schulen in Berlin und Brandenburg (und auch darüber hinaus) bei der Bildung von Energieteams, Energieanalysen, Zusammenstellung von Energiesparmaßnahmen sowie beim Einbezug der Schulöffentlichkeit.
Der Ablauf eines Fifty/Fifty-Projektes ist immer in der Heizperiode, also von Oktober bis Ostern:
- Projektstart mit Energierundgang,
- Erstellen eines Energieberichtes und Maßnahmenkataloges,
- pädagogische Arbeit in der Schule an 4-6 Terminen (Inhalte: Klimawandel, Energiewende, Warum Energiesparen?),
- diverse Messungen nebst Auswertungen, Abschluss mit Öffentlichkeitsarbeit
- Abschlussveranstaltung für alle teilnehmenden Schulen.
Die Einsparsummen der vom UfU durchgeführten Projekte können sich sehen lassen. Friedrichshain-Kreuzberg kommt mit 4 Schulen auf 80 000 € jährlich, Reinickendorf sogar auf 100 000 € pro Jahr. Laut UfU liegen die Einsparungen überall zwischen 4-25% pro Schule. Hier kommt es darauf an, ob die Schulen erstmalig an einem solchen Projekt teilnehmen oder auch selber vorher schon aktiv waren oder auch an sogenannten Energiesparpartnerschaften mit Energieunternehmen teilgenommen haben.
Auch in Spandau gibt es seit geraumer Zeit seitens des Energie-Tisches Spandau, zusammen mit dem UfU Versuche, Fifty/Fifty an Schulen einzuführen. Bisher wurde Fifty/Fifty seitens des zuständigen Stadtrates aus haushaltsrechtlichen Gründen abgelehnt. In jüngster Zeit scheiterte auch die Klimawerkstatt Spandau mit Vorstößen zur Einführung von Fifty/Fifty in Spandau.
Mit Fifty/Fifty könnte der Bezirk Spandau nicht nur Geld einsparen. Die Schülerinnen und Schüler würden auch lernen, was es mit dem Klimawandel auf sich hat, und wie den Klimawandel eingrenzen kann. Die Schülerinnen und Schüler sind auch Multiplikatoren, welche letztlich dann auch ihren Eltern und Freunden berichten werden, dass sich Klimaschutz so richtig lohnt.
Solche Multiplikatoren brauchen wir in Zeiten, wo der CO2-Ausstoß auch in Deutschland wieder ansteigt, anstatt zu sinken. Fifty/Fifty in Spandau würde zudem in Spandau das Thema Klimaschutz wieder verstärkt auf die lokalpolitische Agenda bringen, und es wäre auch ein Signal dafür, dass Spandau beim Klimaschutz aktiv ist.