P R E S S E M I T T E I L U N G
Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in der BVV Spandau und Kreisverband Spandau von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Berlin
Berlin-Spandau, 19.11.2025
Grüne Spandau kritisieren neues Holzheizkraftwerk in Reuter-West: Wälder schützen – nicht verheizen
Die Fraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in der Bezirksverordnetenversammlung Berlin-Spandau lehnt die von der Berliner Energie und Wärme (BEW) geplante Errichtung eines großen Holzheizkraftwerks am Standort Reuter-West entschieden ab. Die Pläne würden eine klimapolitisch fatale Pfadabhängigkeit schaffen und Kosten für Berliner*innen weiter in die Höhe treiben.
Keine neue Abhängigkeit von Holzverbrennung schaffen
Fraktionsvorsitzender Christoph Sonneberg-Westenson erklärt: „Mit einem Holzheizkraftwerk schaffen wir eine langfristige Abhängigkeit in eine Technologie, die ökologisch und wirtschaftlich nicht tragfähig ist. Die Verbrennung riesiger Mengen Waldholz mag auf dem Papier klimaneutral aussehen, ist aber in Wirklichkeit ein Brandbeschleuniger für die Klimakrise. Die Idee, Berliner Fernwärme durch das Verfeuern von Holz zu “dekarbonisieren”, ist ein Irrweg und führt uns weg von echten, nachhaltigen Lösungen wie Geothermie, Großwärmepumpen oder Abwärmenutzung.“
In nur fünf Wochen würde in Spandau die bewaldete Fläche des Tiergartens verbrannt werden. Die Nachfrage der BEW würde den Verbrauch riesiger Mengen Waldholz erfordern, die keinesfalls aus der Region gedeckt werden können. Massive Importe, Druck auf unsere Wälder und steigende Fernwärmepreise wären die Folge.
Wälder sind Klimaschützer – keine Brennstoffquelle
Gollaleh Ahmadi, Spandauer Mitglied des Abgeordnetenhauses ergänzt: „Wälder zu verbrennen ist kein Klimaschutz. Es setzt große Mengen CO₂ frei, während neue Bäume erst in Jahrzehnten nachwachsen. Es ist widersprüchlich, dass Berlin mit dem Baumentscheid Millionen Bäume pflanzen will, während sie in Spandau verbrannt werden sollen. Zudem widerspricht dies dem Spandauer BVV-Beschluss zur Klimanotlage. Dass Berlin Teile seines Kohleausstiegs durch eine neue Form der Verbrennung ersetzen soll, ist energiepolitisch aus der Zeit gefallen.“
Kreisverbandssprecherin Doreen Frowitter weist auf weitere Risiken hin: „Aus Spandauer Sicht ist klar: Ein weiteres Großkraftwerk dieser Art erhöht Verkehrsaufkommen, Lärm und Emissionen – und macht uns abhängig von einem Brennstoff, der europaweit zunehmend umkämpft ist. Hamburg hat eine ähnliche Anlage bereits gestoppt. Berlin sollte diesem Beispiel folgen.“
Hintergrund
– Gemäß des bisherigen „Dekarbonisierungsfahrplans“ von Vattenfall und der BEW soll Biomasse bis 2030 den größten Anteil am Ersatz der Kohle übernehmen.
– Nach Berechnungen würden dafür jährlich bis zu 1,6 Millionen Tonnen Holz benötigt – Mengen, die weder nachhaltig noch regional verfügbar sind.
– Der Großteil des Holzes wäre Waldholz, das direkt aus forstwirtschaftlichen Einschlägen stammt.
– Umweltwissenschaftler*innen warnen seit Jahren vor der klima- und biodiversitätsschädlichen Wirkung industrieller Holzverbrennung.
– Steigende Holzpreise und Importabhängigkeit würde die Wärmekosten für Berliner Haushalte erhöhen.
Forderung der Grünen Spandau
Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in der BVV Spandau und Kreisverband Spandau von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Berlin fordert den Senat und die BEW auf, die Pläne für das Holzheizkraftwerk Reuter-West unverzüglich zu stoppen und stattdessen konsequent auf nachhaltig erneuerbare Wärmequellen zu setzen: Geothermie, Großwärmepumpen, Abwärmenutzung, Solarthermie, saisonale Speicher und konsequente Effizienzmaßnahmen.