Gudrunn Pinn, Stefan Tschner und Philipp Freisleben diskutieren bei der Bezirksgruppe
v.l.n.r.: Gudrunn Pinn, Stefan Taschner, Philipp Freisleben


Berlin auf dem Holzweg

Warum ein Holzheizkraftwerk nicht umweltfreundlich ist.

Diese Frage haben wir bei unserer Bezirksgruppe am 2. Dezember 2025 diskutiert, die von Vorstandssprecher Philipp Freisleben moderiert wurde. Anlass ist die geplante Umrüstung des Ruhlebener Kraftwerks Reuter West von Kohle- auf Holzverfeuerung. Unser Mitglied Gudrun Pinn von der Landesarbeitsgemeinschaft Ökologie informierte uns zunächst darüber, dass nicht einfach nur der Brennstoff ausgetauscht wird, sondern eigentlich ein neues Kraftwerk am alten Standort errichtet werden soll. Hier läuft seit Kurzem die Öffentlichkeitsbeteiligung, bei der Bürger*innen Einsicht in die Pläne nehmen und noch bis zum 9. Januar 2026 Einwände einreichen können.

Berechtigte Einwände gäbe es aus umwelt-, klimapolitischen und wirtschaftlichen Gründen einige: Zum Beispiel, dass die Anlage eigentlich zur Verfeuerung von Altholz genehmigt wird, es aber gar keine ausreichende Menge an Altholz gibt. Jedes Jahr müsste eine Menge an Holz verfeuert werden, die mehrmals so groß ist wie der ganze Berliner Baumbestand. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass auch frisches Holz in Form von Holzhackschnitzeln in der Anlage verfeuert werden müsste. Und das ist längst nicht das einzige Problem. Das Holz müsste, um den vorgeschriebenen Zertifizierungskriterien zu entsprechen, aus einem Umkreis von maximal 200 Kilometern ringsum Berlin stammen. In diesem Einzugsbereich sind jedoch bereits mehrere andere Holzkraftwerke in Betrieb, in Planung oder im Bau, so dass die Nachfrage wahrscheinlich das Angebot übersteigen würde. Dies würde dazu führen, dass die Preise für den Rohstoff Holz steigen würden und vermutlich gar nicht genügend Holz aus dem Einzugsbreich zur Verfügung steht, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass entgegen der Beteuerungen der Betreiber doch Holz aus dem Ausland importiert werden müsste. Dies würde die Klimabilanz weiter verschlechtern und langfristig zu wenig umweltfreundlichen Holz-Monokulturen und einer Abnahme der Biodiversität führen. Überhaupt werden bei der Verbrennung von Holz größere Mengen CO2 freigesetzt als bei der Verbrennung anderer fossiler Energieträger, da der Heizwert von Holz schlechter ist. Die abgeholzten Bäume könnten zudem kein CO2 mehr binden. Und höhere Rohstoffpreise würden außerdem höhere Preise für die Endkund*innen, also die Berliner Mieter*innen bedeuten.

Stefan Taschner, energiepolitischer Sprecher der grünen Fraktion im Abgeordnetenhaus von Berlin, ergänzt, dass die landeseigene Berliner Energie und Wärme AG (BEW) nicht die fragwürdigen Pläne des früheren Betreibers Vattenfall fortführen solle. Egal welcher Brennstoff verwendet werde – die Verbrennung von Ressourcen setze zu viel klimaschädliches CO2 frei und sei daher weder zeitgemäß noch angemessen. Umweltfreundlichere Alternativen gibt es in Form von großen Wärmepumpen, Geothermie und dezentralen Lösungen. Berlin sei hier im wahrsten Sinne des Wortes auf einem Holzweg, während andere europäische Metropolen wie Kopenhagen wieder aus der Verbrennung von Biomasse aussteigen und auf umweltfreundlichere Technologien umrüsteten.

Weitere Informationen:

https://gruene-fraktion.berlin/pressemitteilungen/nein-zur-waldverbrennung-die-berlinerinnen-zahlen-sonst-die-zeche

https://www.bund-berlin.de/service/presse/detail/news/neues-holzheizwerk-in-berlin-geplant-jeden-winter-dreimal-den-tiergarten-verheizen