Was ist eigentlich E-Sport, wieso ist Berlin bzw. insbesondere Spandau die E-Sport-Hauptstadt und was haben BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN damit zu tun? Ein kurzer Ausflug in die Welt des digitalen Sports.
E-Sport – eine Definition
Fragt man Wikipedia nach E-Sport, so erhält man folgende Antwort: „E-Sport („elektronischer Sport“, auch ESport, eSport, e-Sport, E-Sports, eSports und e-Sports) ist der sportliche Wettkampf mit Computerspielen.“ Tatsächlich ist diese Definition ziemlich treffend, auch wenn E-Sport in Deutschland (noch) nicht als Sport anerkannt ist. Computerspiele selbst sind mittlerweile so alltäglich, dass allein in Deutschland mehr als 34 Millionen Menschen Gamer*innen sind. Die größte Gruppe davon, mit fast 10 Millionen sind dabei 50 Jahre und älter. Das klingt zunächst überraschend, bedenkt man jedoch, dass das Smartphone die beliebteste Spieleplattform in Deutschland ist, legt sich diese Überraschung schnell wieder.
Wer jetzt überlegt, mit Level 300 in Candycrush eine Karriere als E-Sportler*in zu starten, sei an dieser Stelle erinnert: Ein wichtiger Aspekt ist der sportliche Wettkampf. Angebracht wäre hier eher der Begriff des*der Casual-Gamer*in. Wer mit seinen Kindern den Bolzplatz besucht, um ein wenig gegen den Ball zu treten, steht deswegen auch nicht automatisch nächste Woche in einem Bundesligakader. Der Wettkampfaspekt ist somit entscheidend, weshalb nicht jedes Computerspiel automatisch ein E-Sport- Titel ist. Die beliebtesten und relevantesten E-Sport- Titel sind die FIFA, Counterstrike, Valorant, DotA 2 und League of Legends.
Milliardenmarkt mit Millionen Zuschauer*innen
E-Sport ist längst kein Nischenphänomen mehr, sondern ein Milliardenmarkt mit einem durchschnittlichen Wachstum von ca. 20% im Jahr. Das Finale der League of Legends Weltmeisterschaft 2021 sahen dabei mehr als 100 Millionen Zuschauer*innen, das ist etwas mehr als der Super Bowl mit 98 Millionen. Professionelle E-Sportler*innen verdienen mitunter sechsstellige Preisgelder und Gehälter nebst Werbeverträgen. Das haben nicht nur Marken wie Mercedes, Sparkasse oder gar Louis Vuitton erkannt. Vereine wie Schalke 04, VfB Stuttgart und seit neuestem auch Hertha BSC haben mittlerweile eigene E-Sport Teams.
Einer der wichtigsten E-Sport- Hotspots weltweit ist dabei Berlin-Spandau. Das ist nicht nur wirtschaftlich für den Bezirk interessant, sondern sorgt auch dafür, dass Spandau bei vielen jungen Menschen beliebter und angesagter ist, als das als hip geltende Friedrichshain oder Kreuzberg. Stichwort: Man wendet sich nicht gegen Spandau.
Spandau als E-Sport Hauptstadt
Die wichtigsten Akteure hierbei sind zum einen Freaks 4U Gaming, gegenüber der Spandauer Zitadelle und INSTINCT3 in der Altstadt über der Deutschen Bank. Freaks 4U Gaming beschäftigt mittlerweile über 250 Mitarbeiter*innen und produziert aus mehreren hochmodernen TV-Studios unter anderem auch für Pro7 die wichtigsten E-Sport -Ligen. INSTINCT3 hingegen hat mit Eintracht Spandau sogar ein eigenes Team, um nicht zu sagen DAS E-Sport für Spandau. Selbstverständlich mit eigener Hymne und allem was dazu gehört. Pressekonferenzen halten sie im aus dem Spandauer Rathaus ab und haben den Youtuber HandofBlood (über 2,3 Millionen Abos auf Youtube) als Präsidenten.
Auch im Kiez kommt E-Sport in Spandau an: Das Derby gegen den anderen Berliner Verein BIG (Berlin International Gaming) wird in der Altstädter Kiezkneipe Spandauer Bock übertragen. Das Spiel selbst stellte mit mehr als 60.000 Zuschauern einen neuen Rekord in der höchsten deutschen League of Legends -Liga, der Strauss Primeleague auf. Weitere Derbys wären möglich, sollte Hertha BSC den Aufstieg in die 1st Division schaffen.
Im Übrigen hat es Eintracht Spandau, trotz eines holprigen Saisonstarts, in ihrer aller ersten Saison geschafft das Finale der Primeleague zu erreichen. Dort trifft der Verein aus Spandau auf einen weiteren Akteur aus Berlin: Das Team GamerLegion. „Anpfiff“ für das Finale ist diesen Sonntag, den 20. März um 18 Uhr. Übertragen wird die Partie sicherlich nicht nur im Spandauer Bock, sondern auch auf dem Offiziellen Livestream: www.twitch.tv/primeleague und dem Vereinseigenen Kanälen: www.twitch.tv/eintrachtspandau. Es wird ein neuer Zuschauerrekord erwartet. Mit dem erreichen des Finales ist Eintracht Spandau schon jetzt für den „Europapokal“, die EU Masters qualifiziert.
Ein Blick in die Zukunft
E-Sport ist längst auf dem Weg zum einem Breitensport und für immer mehr Menschen fest in ihrem Leben verankert,— ähnlich wie es für andere der Fußball ist. Umso wichtiger ist es, dass der E-Sport auch politisch behandelt wird. Neben dem offensichtlichen, wie digitaler Infrastruktur, gibt es eine Menge zu tun: Zum einen wäre da die Anerkennung als Sport. Zum anderen die Förderung von Diversity und die Bekämpfung von Sexismus, welcher gerade in den anonymen Weiten des Internets leider sehr verbreitet ist.
E-Sport bietet hier einmalige Ansatzpunkte, da das Geschlecht nicht sofort ersichtlich ist. Gleichzeitig bieten sich Chancen im Bereich Inklusion, da beispielsweise ein Rollstuhl, anders als bei vielen anderen Sportarten, keinen Unterschied macht. Wichtig sind auch Sucht und Glücksspiel-Problematiken sowie Medienkompetenz.
Eine Möglichkeit wäre beispielsweise ein Politprojekt zu E-Sport mit einem geeigneten Verein in Spandau, inklusive Informationsangebot für Eltern, Lehrer*innen und Vereine als lokale Anlaufstelle. Möglicherweise auch in Zusammenarbeit mit einer Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtung. Ebenso könnten Kooperationen zwischen Spandauer Medieneinrichtungen und Vereinen E-Sport bekannt machen, wie es in der Spandauer Stadtbibliothek bereits passiert.
Auf Bundesebene hat das Thema nicht zuletzt über unser Grünes Wahlprogramm Einzug in den Koalitionsvertrag gefunden. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Sportpolitik (BAG Sportpolitik) hat hierzu ein komplettes Positionspapier erarbeitet und greift unter anderem auch noch den Klimaschutz oder die Barrierefreiheit mit auf. So oder so, die Zukunft ist auf jeden Fall eine spannende und Spandau ist dabei schon jetzt ganz vorne mit dabei.