Frauentag – Wir brauchen keine Blumen
Am 8. März ist der internationale Frauenkampftag. Was 1908 mit dem Kampf der Arbeiterinnen begann, wurde schnell zur Forderung des Wahlrechts für Frauen und der Schrei nach allgemeiner Gleichbehandlung. Clara Zetkin und Rosa Luxemburg haben gemeinsam mit vielen anderen Frauen auf dieser Welt für unsere Rechte gekämpft, ohne diese mutigen Frauen sähe unser Leben heute viel trister aus.
Von der Freiheitskämpferin zur Mutter
Der erste internationale Frauentag fand am 19. März 1910 statt, auf dessen Flyer standen die Worte:
“Die Frau des 20. Jahrhunderts ist politisch mündig geworden, und trutziglich fordert sie ihre Staatsbürgerrechte …. Darum, auf ihr Frauen und Mädchen des arbeitenden Volkes, auf in den Kampf um euer Staatsbürgerrecht! Der 19. März ist euer Tag, an dem ihr zum Ausdruck bringen sollt, dass ihr es satt habt, als Gleichverpflichtete, aber Minderberechtigte euch zu mühen.“
In den folgenden Jahren schlossen sich immer mehr Frauen aus vielen Ländern den Bewegungen an und erkämpften sich die Rechte über ihren eigenen Körper und politische Mitbestimmung.
Die Rechte der Frauen vermehrten sich mit den Jahren , doch unter dem Nationalsozialismus wurde der Frauenkampftag bald zu einer Art Muttertag, um die Frauen wieder an ihren Platz zurückzuschicken, den Herd und die Familie. Der Kampf wurde leiser und die feministischen Bewegungen schienen sich im geteilten Deutschland zu verlaufen, auch die 68er Bewegung konnte den Frauentag nicht zurückbringen. So wurde der Tag des Frauenkampfes zu einem Ehrentag für Mütter.
Ab 1978 wurde die Wiedereinführung des 8. März als Tag für „die Rechte der Frauen“ beschlossen und seither wird er jedes Jahr erneut begangen. Jedes Jahr machen uns Frauen auf der ganzen Welt darauf aufmerksam, dass unser Kampf noch nicht vorbei ist.
Feminismus ist zu einem unweiblichen Schimpfwort geworden, das nur langsam seinen Wert zurückgewinnt. Dabei sollte die Forderung nach Gleichbehandlung doch eigentlich nach über 100 Jahren erfüllt sein und nicht als unruhestiftender Störfaktor wahrgenommen werden. Es geht nicht darum, den Männern etwas wegzunehmen, es geht darum, allen mehr zu geben.
Wenn ich von Feminismus und Gleichbehandlung schreibe, meine ich nicht den Weg, den Alice Schwarzer in die Welt brüllt, ihr radikaler, veralteter Idealismus ist für die feministische Bewegung des 21. Jahrhunderts genauso schädlich geworden, wie der Chauvinismus den sie ursprünglich bekämpfen wollte. Frauen sind nicht besser oder schlechter als Männer. Wir sind nicht einmal wirklich anders. Wir sind das Produkt einer Gesellschaft, die uns in rosa kleidet und uns kleine Prinzessin nennt, obwohl auch wir Piraten, Astronauten und Mathematiker sind.
Frauen brauchen keine Blumen, weil sie Mütter sind
Was Frauen wirklich brauchen, ist die Möglichkeit selbstbestimmt und ebenbürtig ihr Leben zu leben. Dieser einfache Wunsch ist auch 2017 noch eine Utopie, von der wir uns aktuell wieder zu entfernen scheinen. Noch immer werden Frauen auf dem Weg zur Arbeit belästigt, meiden dunkle Orte, versuchen mit den Kommentaren ihres Chefs umzugehen, müssen sich in alltäglichen Situationen wehren.
Frauen werden in der Werbung weiterhin als willenlose Sexobjekte dargestellt. Da wundert es kaum, dass laut dem Bundesministerium für Familie, Senioren und Frauen etwa 40% der in Deutschland lebenden Frauen ab dem 16. Lebensjahr Opfer von körperlicher und/oder sexueller Gewalt wurden.
Auch wenn der Zugang zu Bildung für Frauen gesichert ist, bleiben hohe Posten oft in Männerhand. Männer verdienen im Durchschnitt 21% mehr als Frauen. (In Berlin sogar 23%)
Frauen wird weiterhin vorgeschrieben was sie anziehen sollen.
Jetzt übertreibe ich? Wie kommt es dann permanent zu öffentlichen Debatten darüber, wie nackt oder verhüllt ein Frauenkörper sein darf? Eine Frau wird angefeindet, wenn sie ein Kopftuch trägt, sie ist selber schuld, wenn sie mit kurzem Rock auf die Straße geht und die Entblößung eines weiblichen Nippels an den falschen Orten kann tatsächlich gesetzlich geahndet werden. Wie kann sich jemand das Recht nehmen zu entscheiden, was wir anziehen sollen? Ist es nicht meine Entscheidung, ob ich oben ohne oder verschleiert sein möchte?
Zeitgleich wird der Konservatismus in der Welt wieder lauter und beginnt hart erkämpfte Rechte, wie das Recht zur Abtreibung zu gefährden. Nicht nur in den USA und in Polen fürchten die Frauen um ihre Selbstbestimmung, auch in Deutschland werden mit der AFD Stimmen laut, die uns wieder in das alte Rollenbild pressen und uns des Rechts berauben wollen, zu bestimmen was mit unserem Körper passiert.
Deswegen müssen auch wir wieder lauter werden. Wir müssen uns solidarisieren und uns wieder eine Stimme verschaffen.
Am 8. März wird überall auf der Welt gestreikt. In Deutschland ist ein Streik ohne Gewerkschaft aber rechtlich nicht geschützt. Wenn ihr also nicht an den Demonstrationen teilnehmen könnt, tragt rot wie die Frauen vor uns.
Ein Beitrag von Mandy Wiesjahn